Top-Location, schönes Design – aber bitte viel Zeit und warme Sachen mitbringen. Hier mein „Restauranttest“: das frisch eröffnete „Samaki Samaki Seafood & Jazz“ in Nairobi.

Nairobi am Sonnabend: Mit einer Freundin meiner Freundin wollen wir gemeinsam ein neu eröffnetes Lokal ausprobieren. „Neu eröffnet“ heißt: hipp, in, angesagt, „mal gucken, was da los ist.“ Sie reserviert drei Plätze. Außer, dass es in der Nähe liegt und „Samaki Samaki „heißt – Kisuaheli für Fisch, besser gesagt: Fisch Fisch – wissen wir noch nichts.

Wir haben uns Mitten am Nachmittag verabredet, keine einschlägige Essenszeit. Wir fahren 15 Minuten – ohne den für Nairobi üblichen Stau am Sonnabendnachmittag, der durch den unerwarteten Regen verschlimmert wurde, wären es nur fünf Minuten gewesen. Der neue Laden zieht offenbar ordentlich Kundschaft an. Die Straßenränder sind zugeparkt. Der Askari bittet uns, anderswo zu parken, „alles dicht“. Wir nehmen gleich das Nachbargrundstück: einen heute geschlossenen Autohändler, wo uns die Wächter gern, und natürlich gegen ein kleines Zubrot von 100 KES (80 Cent), einen Parkplatz anweisen. Mein Auto ist allerdings unverkäuflich, zumindest für die nächsten Monate.

Schwer angesagt – keine Parkplätze

Pam, unsere Begleitung, ist ebenfalls gerade eingetroffen. Erstmal aber sondiere ich die Lage, bevor wir einen Tisch belegen: Denn es hat heute, ungewöhnlich für Mitte Januar, heftig und lange geregnet, so als sei Regenzeit in Mombasa. Nur dass wir nicht an der tropischen Küste sind, sondern auf knapp 1.700 Metern Höhe. Es ist kalt, nasskalt. Der Regen hat zwar aufgehört, könnte aber wieder loslegen. Also ist es keine so gute Idee, draußen zu sitzen – was aber der Witz am Samaki Samaki mit seinem hübschen Garten und der zentralen Bar auf dem Außengelände ist. Unser reservierter Tisch macht keinen gemütlichen Eindruck, er steht in einer Pfütze. Glücklicherweise gibt es hier originelle, offene Hütten, so das wir gleichzeitig drinnen und draußen sitzen können. Da wir zwischen den Essenszeiten gekommen sind, können wir die Kellnerin überreden, eine davon uns zu geben. Bonuspunkt: Vor unserem neuen Tisch steht eine Art mobiler Ofen, befeuert mit glühender Kohle – also theoretisch, was sich noch zeigen wird.

Erstmal aber sind wir froh, ein schönes Plätzchen ergattert zu haben, wobei es uns auch nicht stört, dass der Regen die Sitzbank auf beiden Seiten eingenässt hat. Wir sind nur zu dritt, können also in der Mitte trocken sitzen.

Wir sind heute zum ersten Mal gezielt in ein neu eröffnetes Restaurant gegangen, daher hat die Sause für uns einen leichten Eventcharakter und wir bestellen instagramtaugliche Getränke aus der Signature-Abteilung der Karte: Hibibubbly, French 75 und Boulevardier. Hört sich toll an, schmeckte auch so. Leider habe ich mir nicht gemerkt, was drin ist. Aber immerhin bestellte ich mir später noch einen Boulevardier.

Signature-Drinks

Nun aber zum Essen. Das Lokal heißt nicht nur Samaki, sondern sogar Samaki Samaki. Entsprechend sieht die Speisekarte aus, die zum Glück auch etwas für jene bereithält, die keinen Fisch und Verwandtschaft mögen. Wir haben heute alle keine Lust auf Samaki – so wie offenbar viele vor uns. Die gesamte Fleischsektion auf der Speisekarte ist daher ausverkauft. Für mich kein Problem, ich möchte Pizza, meine Freundin bestellt am Ende eines „Haben-wir-nicht“-Pingpongs Lachs und Pam vegetarisches Swahili-Curry. Angesichts der völlig verschiedenen Gerichte erinnere ich abschließend die Bedienung daran – in Europa undenkbar, in Kenia aber notwendig -, dass wir gemeinsam essen wollen. Sie bestätigt meine Vorahnung:

„Ohh, gut dass Du das sagst, denn die Pizza ist gewöhnlich viel schneller fertig. Aber ich werde dann die Pizza einfach später in Auftrag geben.“

Der Lachs und das Curry kommen zuerst, die Pizza soll folgen. Pam wünscht sich einen Löffel, statt den standardmäßig zwei Gabeln, dem Messer und dem Fischmesser, die vor ihr auf dem Tisch liegen. Doch die Bedienung ist schon weg. Allerdings konnte ich zuvor noch ein Bier bei ihr bestellen (instagramtauglich, aber sicher schon milliardenfach gepostet).

Unbekannt: gemeinsam essen zu wollen

Der Löffel kommt nach 15 Minuten, die Pizza nach 22 Minuten (wie an den Metadaten meiner Fotos ersichtlich, gefühlt war es länger) und das Bier, trotz mehrfacher Erinnerung, erst, als ich mit der Pizza im Endspurt liege. Wie ich schon vor Jahren festgestellt habe, ist es hierzulande eine völlig unbekannte Größe, selbst in der Gastronomie, zur gleichen Zeit essen zu wollen.

Von solchen Kalamitäten einmal abgesehen: Meine Pizza „Moto“ – Kisuaheli für Feuer, also eine Art Diavolo – war ausgezeichnet, der Teig dünn und leicht, mit ausreichend Salami drauf, nicht nur zwei, drei Alibistücken.

Die Location, die offiziell „Samaki Samaki Seafood & Jazz“ heißt: Ein toll designter Park mit vier urig-gemütlichen, Eisenbahnabteil-ähnlichen Unterständen, die angesichts des Regens nicht nur äußerlich an eine Schutzhütte in den Bergen erinnern. Im Mittelpunkt steht die Bar mit ihren Dutzenden Lampen. Aus europäischer Sicht eigentlich ein simples Billigprodukt aus Korbflechten, das man sich zu meiner Studentenzeit als günstiges Accessoire an die Decke hing – hier aber mit  betörender Wirkung. Besonders, als es nach 19 Uhr dunkel ist. Passend zum Namen des Restaurants spielt eine Jazzkapelle in einer für meine Ohren höchst angenehmen Lautstärke. Die meisten Plätze aber befinden sich auf dem Gelände verteilt, auf anderen überdachten und mit Heizpilzen beheizten Terrassen oder im Haupthaus, das eine zweite Bar beherbergt.

Der einzige Ofen, der heute heiß lief.

Wir wollen noch ein wenig die Stimmung genießen, außerdem ist es erst früh am Abend. Also bestellen wir erneut Getränke – deren Anlieferung den Abend zwangsläufig spät macht. Es dauert fast eine Stunde, obwohl genug Servicekräfte da sind, der Laden zwar gut besucht, aber nicht proppenvoll ist und auch der Barkeeper keinen überforderten Eindruck macht. So richtig klappt es auch nicht mit dem Ofen, der neben uns am Tisch steht. Eigentlich eine tolle Sache, wenn denn die Kohlen lodern oder brennen würden. Doch ich kann meine Hand direkt hineinstecken, da tut sich nichts; auch nachdem der hauptamtliche Heizer auf unsere Bitte hin nachgelegt hat.

Fazit: Topdesignte Location, leckeres Essen, prima Drinks, annehmbare Preis. Doch mit der Bestellung dauert es ewig – und dies, obwohl ausweislich der Facebook-Seite von Bewerbern drei Jahre Berufserfahrung gefordert wird. Und der Ofen blieb kalt, so nötig er gerade während unseres verregneten Aufenthalts gewesen wäre. Zum Glück hatte ich einen Pullover plus Jacke und dicke Socken an. 3 von 5 Punkten also nur. Trotzdem aber: Wiederholungsgefahr, zu gut war die Pizza und die Aussicht aus der Hütte auf die Lampenladenbar.

Tusker-Index

Top-Preis-Leistungsverhältnis, ja günstig: 350 Schilling

Wo?

Samaki Samaki Seafood and Jazz, Lavington/Kilimani, 28 Othaya Road

 

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