110 Kilometer mit dem Kanu auf der Peene (Tag 8): Tour d‘Honneur, Sekt inklusive
Peene-Kilometer 79, Stolpe >> Anklam. 9 Kilometer, 4,5 km/h
Ich habe überraschend gut geschlafen. Im Zelt an unserem Beaver Creek war es erstaunlich trocken und warm. Zum Frühstück richten wir uns im Schatten einer Weide ein und ich hole für 1,10 Euro die drei Brötchen, die ich beim Hafenmeister am Vorabend bestellt hatte. Erst später merke ich, dass sich diese Summe gar nicht durch Drei teilen lässt. Vielleicht ist eine Servicepauschale dabei.
Entspannt schaue ich Jochen und Ute beim Abbauen zu, da fällt mir ein interessantes Accessoire auf: ein Beistelltisch aus Holz, wie man ihn üblicherweise zuhause neben dem Sofa hat. Dieser hier ist aber aus den typischen Spanten eines RZ 85 gebaut, inklusive der markanten Verbindungsstücke, die ich auch von meinem Faltboot her kenne. Das Möbelstück lässt sich auseinander bauen, und die Tischplatte besteht aus den miteinander verbundenen Querleisten, die sich platzsparend zusammenrollen lassen – eben das Pendant zum Faltboot. Ich frage nach und Jochen sagt, dass es ein offizielles Erzeugnis aus der Pouch-Produktion ist. Etwas wackelig, meint er, also lavede auf Sächsisch, aber edel, wie ich finde. Und gut erhalten.
Ich bin wie elektrisiert und schaue mir das Stück genauer an – so neugierig, dass Jochen scherzhaft meint, in der nächsten Nacht nehme er den Tisch lieber mit ins Zelt. Denn wir werden uns alle in Anklam wiedertreffen: Jochen und Ute aus Leipzig und Doreen und Susanne aus Dresden, die beiden Frauen aus Malchin. Eine Paddelfamilie auf Zeit, wenn auch nur für zwei Tage. Gemeinsam starten wir auf unsere Tour d’Honneur, Sekt gibt es später am Ziel.
Zuvor waren wir noch in der Ausstellung des Naturparks, gewissermaßen der Startpunkt der Kulturmeile. Auf halber Strecke besuchen wir bei Menzlin eine Wikingergrabstätte in Schiffsform – Direktempfehlung vom Bürgermeister – und morgen natürlich das Otto-Lilienthal-Museum in Anklam.
Endlich Anklam! 16.30 Uhr erscheinen hinter dem Schilfgürtel die beiden markanten Kirchtürme der Stadt. Wir sind kurz vorm Ziel. Nach 110,1 Fahrtkilometern machen wir am Wasserwanderrastplatz Anklam fest. Jochen und Ute sind schon da. Doreen und Susanne kommen später. Etwas grantelig ist auch hier der Hafenmeister, der auf strikte Rückgabe des Toilettenschlüssels pünktlich zehn Uhr morgens pocht. Die Welt ist wieder in Ordnung. Dafür kostet die Übernachtung auf dem gepflegten Areal nur zehn Euro.
Rasch gehen wir in die Stadt, um kalten Sekt zu holen (und anderes mehr). Mit unseren neuen Reisegefährten stoßen wir dann auf die finale Etappe an – Flasche und Gläser stehen stilecht auf Jochens und Utes Pouch-Beistelltisch.
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