Seit 1898 sorgt das Royal Mail Hotel für Bier und billige Unterkunft – und innerhalb eines Jahrhunderts scheint sich auch an Einrichtung und Komfort nicht viel verändert zu haben. Das Gestell meines Betts ist völlig hinüber; bis zum Fußboden hängt die Matratze durch. Ich versinke, finde keinen Halt und schwimme durch die Nacht. Am nächsten Morgen schmerzen meine Glieder, nur mit Mühe komme ich wieder auf die Beine. Ich bitte um ein neues Zimmer.

Erschöpft werfe ich mich am Abend in meine neue Schlafstatt – und falle erneut tief: Sie ist genauso butterweich. Doch wozu arbeite ich in einer Baufirma? Weil ich mich nicht durch alle Hotelbetten schlafen möchte, säge ich mir auf der Baustelle ein großes Brett zurecht und schiebe es unter die Matratze.

Die Tür meines fensterlosen Zimmers führt zur Saloon-artigen Terrasse; leider hat sie einen riesigen Spalt: für den Sommer eine praktische Belüftungsmethode, jedoch nicht, wenn nachts die Temperatur unter null Grad sinkt. Es ist frostig, aber weder die elektrische Wärmedecke noch die Heizsonne an der Wand funktionieren. Um mich bei einer heißen Dusche aufzuwärmen, zittere ich mich über die Hinterhofterrasse. Auch dort scheint die Elektrik nicht zu arbeiten, die Lampe bleibt dunkel. Aber für 50 Dollar die Woche will ich nicht meckern, allein eine Nacht im benachbarten Motel kostet schon 70 Dollar. Ich dusche mit Taschenlampe, und einen Heizlüfter bringe ich mir aus der Firma mit.

Innerhalb von elf Wochen wechselt das Zimmermädchen mein Hotelhandtuch kein einziges Mal. Zum Glück finde ich den Lagerraum und versorge mich selbst. Von der Existenz der Hotelkraft erfahre ich ohnehin nur dadurch, dass sie mir täglich die Bettdecken unter der Matratze festklemmt, ja förmlich festschweißt. Beim Herausreißen kugle ich mir fast die Arme aus. Dass mein Bettzeug ebenso selten wie das Handtuch ausgetauscht wird – macht nichts: Die Kälte zwingt mich ohnehin, im eigenen Schlafsack zu schlafen.

Nachts schließt Jimmy den Haupteingang ab. Ins Hotel gelange ich nur noch über den Hinterhof – wo jedoch sein Blue Heeler wacht, eine gnadenlose Hunderasse, wie ich erst später erfahre. Als empfange er einen Einbrecher, rennt er mir zähnefletschend entgegen. Anfangs schützt mich die kurze Eisenkette, die ihn an der Hundehütte hält, später macht Jimmy ihn aber an einem Drahtseil fest, das sich quer über den Hof spannt. Dabei ist der Kampfhund noch erträglich, mit der Zeit scheint er sich an mich zu gewöhnen. Aggressiver ist sein Kompagnon, ein kläffendes Schoßhündchen, das den Blue Heeler, der meist meine Ankunft verschläft, aufweckt. Zornig beißt mir das Wollknäuel in die Fersen oder springt an mir hoch, als fordere er von seinem Freund, endlich zuzuschnappen. Der legt sich jedoch faul auf den Rücken und lässt sich streicheln. Schließlich gibt es in dem Hotel nichts zu holen.

Am vorletzten Tag meines Aufenthalts brennt die funzelige Deckenlampe durch. Doch da es wohl zu schwierig ist, die Glühbirne auszuwechseln, quartiert mich Jimmy gleich um. Offenbar will er mir kurz vor der Abreise mal was Gutes tun. In dem tadellosen Bett des unerwartet großzügigen und hellen Nachbarzimmers hätte ich sicher ein paar angenehmere Monate verbracht.