14. September 2011. In drei Tagen werde ich nach Kenia fliegen und dort eine Woche an der Küste verbringen. Ein paar Tage zuvor hatte ich eine höfliche „So-langsam-bräuchte-ich-ein-paar-Details-Mail“ an Daniel geschrieben, plötzlich kommt die erlösende Nachricht, wenn auch knapp: „Hey Du, sorry hatte seit einer Woche kein Internet mehr. Liemba geht klar am 28. Die 1. Klasse-Kabine fuer dich alleine (2 Betten) kostet insgesamt 130 USD Gruesse aus Tanzania.“ Immerhin, aber wenn ich am 28. in Kigoma auftauche, kennen sie mich dann, halten sie so lange das Ticket für mich zurück, denn ich komme erst vier Stunden vor Abfahrt an? Mit diesen Fragen flog nach Ostafrika und hoffte, vor Ort mit Daniel zu kommunizieren, der inzwischen privat durch Tansania tourte. Ich verbrachte eine Woche in Kenia und hörte – nichts. Ich schickte ihm meine lokale Mobilnummer, buchte parallel meine Flüge nach Kigoma und vorsichtshalber sogar einen Rückflug nach Dar für den Fall, dass es die Fähre nicht gibt oder sie nicht mehr verkehrt. Schließlich meldet sich Daniel: „Ach, Du bist noch gar nicht in Kigoma?“, meint er. „Gut, dass Du das sagst. Dann muss ich da noch einmal anrufen und ihnen mitteilen, dass Du erst morgen das Ticket kaufst“, schließt er das Gespräch.

Landesuntypisch schweben wir pünktlich in Kigoma ein. Das letzte Glied in der Logistikkette ist das Auftauchen meines Rucksacks, zehn Minuten danach erreiche ich den Hafen. Am Fahrkartenschalter warten Dutzende Leute – trotz der langen Schlange ein erfreuliches Zeichen. Ich stehe in der Mittagshitze, nichts geht voran. Im Gegenteil: Vor mir drängen sich Bekannte der Wartenden zusätzlich in die Reihe. Aber wozu reise ich 1. Klasse? Ich rufe Daniel an. Er telefoniert mit dem Schiffsführer, der wiederum keine drei Minuten später vor mir steht: Kapitän Benjamin Titus persönlich, allerdings in Zivil, führt mich an den Seiteneingang des Kassenhäuschens, wo ich ohne weitere Umstände meinen Fahrschein erhalte. 16 Uhr soll es losgehen, sagt er, also reicht es, wenn ich so gegen 16 Uhr wiederkomme.

Das, was mich bei der Liemba bislang in Atem gehalten hat, war das Organisieren und das Hinkommen: Abfahrtzeiten checken, Fahrkarten besorgen, rechtzeitig das Schiff erreichen. Dies Dinge waren nun gelöst, jetzt muss die Liemba nur noch abfahren – egal wann, schließlich hatte ich ein üppiges Zeitpolster. Zweieinhalb Stunden nach der planmäßigen Abfahrtszeit legen wir ab. Das ist superpünktlich pünktlich. Mit dröhnendem Horn durchqueren wir die Bucht von Kigoma.